Einkehr
In meiner fotografischen Arbeit „Einkehr“ beschäftige ich mich mit der Stadt Istanbul – einem Ort, der niemals stillzustehen scheint. Mit über 15,3 Millionen Einwohnern und rund 14 Millionen Touristen jährlich ist die Stadt ein pulsierender Organismus, in dem Bewegung, Begegnung und Lärm allgegenwärtig sind. In Istanbul ist immer etwas los – egal, wo oder wann. Gerade diese ständige Lebendigkeit führt jedoch zu einer Übersättigung: von Menschenmengen, von Eindrücken, von Nähe.
Meine Arbeit setzt genau dort an, wo der Wunsch nach Rückzug entsteht. Die Fähren, die das Stadtbild so selbstverständlich prägen, werden zu einem Ort der Ruhe – zu einem Gegenraum. Auf dem Wasser entsteht ein Moment der Distanz, eine Pause zwischen den Ufern, zwischen zwei Welten. Es ist eine Ruhe, die man in der Stadt selbst kaum findet.
Die Fotografien zeigen Ausschnitte dieser Fähren, menschenleer und reduziert auf ihre Strukturen. Der Fokus liegt auf der Architektur, der Linienführung, dem Aufbau der Schiffe. Durch diese bewusste Auswahl der Perspektiven rückt das Materielle – die Form, das Licht, die Fläche – in den Vordergrund, während das Menschliche in den Hintergrund tritt. Die Fähre wird zur Projektionsfläche eines inneren Zustands: ein Ort der Einkehr, des Verweilens, des Verinnerlichens.
„Einkehr“ steht damit nicht nur für den physischen Rückzug aus der überfüllten Stadt, sondern auch für einen gedanklichen Weg zurück zum Ursprung – zu einem Moment des Innehaltens inmitten der ständigen Bewegung. Die Arbeit lädt dazu ein, in der Stille der Bilder die Ruhe zu finden, die Istanbul selbst kaum zulässt.
Entstand unter der Betreuung von Prof. Roman Bezjak.









